Aus dem Keller ins World Wide Web
In den Schweizer naturhistorischen Sammlungen lagern Millionen von Objekten, die wichtige Informationen zum Verständnis und zu Veränderungen der Umwelt liefern und ein bedeutendes kulturelles Erbe darstellen. Ein grosses Digitalisierungsprojekt macht sie für die Forschung und Öffentlichkeit zugänglich.

Diesen und weitere Artikel finden Sie im Jahresbericht 2024 der SCNAT.
Der Handlungsbedarf war gross, als die SCNAT 2021 zusammen mit Museen, Hochschulen und Botanischen Gärten den Startschuss für die Aufarbeitung der Schweizer naturhistorischen Sammlungen gab: Von den mehr als sechzig Millionen Funden von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Steinen, Bodenproben oder Fossilien, die in den Sammlungen lagern, waren nur rund siebzehn Prozent digital erfasst und die Informationen öffentlich zugänglich.
Mehr als eine Million Objekte digitalisiert
Das Schweizer Netzwerk der Naturhistorischen Sammlungen (SwissCollNet) hat die Aufarbeitung, Digitalisierung und langfristige Sicherung der Bestände wesentlich vorangebracht. So sind nun etwas mehr als eine Million Objekte digital erfasst worden. Die Digitalisierungsprojekte umfassten 53 Institutionen aus 21 Kantonen. Dabei kamen viele Typusexemplare ans Tageslicht, anhand derer Pflanzen- oder Tierarten zum ersten Mal beschrieben worden sind. Kuratorinnen und Kuratoren haben in ihren Sammlungen auch viele Arten gefunden, deren Vorkommen in der Schweiz unbekannt war. So entdeckte man Hunderte von Schlupfwespen.
Parallel zur Digitalisierung wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Informationszentrum für Arten (InfoSpecies) eine neue Dateninfrastruktur aufgebaut. «Die Daten aus den Sammlungen flies-sen nun in eine gemeinsame Datenbank», sagt Pia Stieger, die Leiterin von SwissCollNet. Alle Informationen zu den Objekten werden bald auf der Online-Plattform Swiss Natural History Collection öffentlich abrufbar sein. Zusätzlich werden die Daten auch bei internationalen Informationsplattformen eingespeist.
Stabile Grundlagen nun vorhanden
Die Aufarbeitung von Sammlungen und Digitalisierung der einzelnen Objekte sind wichtige Schritte, um sie für wissenschaftliche Analysen nutzbar zu machen. «Der riesige Fundus an Daten liefert Forschenden wertvolle Langzeitinformationen, um Probleme wie den Klimawandel oder die Biodiversitätskrise zu verstehen», sagt Stieger. «Daneben stellen die Archive der Museen und Botanischen Gärten ein einzigartiges Kulturerbe dar.» Das spiegle sich auch im grossen Interesse der Bevölkerung und der Medien an den SwissCollNet-Projekten.
Die Sammlungsinstitutionen der Schweiz haben im Rahmen von SwissCollNet ein aktives Netzwerk gebildet. Sie haben eine nationale Strategie erarbeitet, in der Ziele für das Bewahren und Pflegen der Sammlungen festgelegt sind. Entstanden ist zudem ein Handbuch mit Anleitungen für ein zeitgemässes Sammlungsmanagement, das auch bei Fachleuten im Ausland auf grosses Interesse stösst.
Die Initiative läuft bis 2026. Der Bund unterstützt sie mit zwölf Millionen Franken. Einen vergleichbaren Betrag leisten die Sammlungen selber. «Es braucht eine stabile Infrastruktur und Organisation, damit die Anstrengungen weitergehen und auch langfristig bestehen können», so Stieger. In welchem rechtlichen und institutionellen Rahmen dies geschieht, ist noch offen. «Bund und Kantone sind sich des Werts der Schweizer Sammlungen bewusst, darum bin ich zuversichtlich, dass unsere erfolgreiche Aufbauarbeit weitergeführt wird», sagt sie.
Andres Jordi
Contact
Dr. Pia Stieger Cecchini
SCNAT
Swiss natural history collections network (SwissCollNet)
House of Academies
Laupenstrasse 7
3008 Bern
Switzerland