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Top of Europe: ausgezeichnete Forschung auf 3450 Metern über Meer

In Zeiten, in denen sich viele Länder Europas abschotteten, eröffnete die Schweiz die international ausgerichtete Forschungsstation Jungfraujoch. Mehrere Nobelpreisträger haben dort geforscht. Die Station erhält 2019 gleich zwei Auszeichnungen als bedeutende historische Stätte der Naturwissenschaften. Die Europäische Physikalische Gesellschaft honoriert die Verdienste in der Physik und die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz jene in der Chemie.

Sphinx-Observatorium der Hochalpinen Forschungsstation Jungfraujoch
Image: jungfrau.ch

Seit der Einweihung 1931 steht die Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der ganzen Welt offen. Damit begründete sie den Ruf der Schweiz als internationales Gastland mit exzellenten Forschungsanlagen. Für diesen Pioniergeist ehren die Europäische Physikalische Gesellschaft (EPS) und die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) die Forschungsstation mit je einer Auszeichnung als historische Stätte der Physik und der Chemie.

Der kosmischen Strahlung auf der Spur
Viele wissenschaftliche Durchbrüche nahmen ihren Anfang auf dem Jungfraujoch. So perfektionierten Patrick Blackett und Cecil Powell dort unabhängig voneinander die Messung kosmischer Strahlung. Dies führte zu grundlegenden Erkenntnissen über das Verhalten von Materie-Teilchen. Für ihre darauf aufbauenden Arbeiten erhielten die beiden Engländer den Nobelpreis für Physik (Blackett 1948 und Powell 1950). Auch die präzise Bestimmung des Strahlungsspektrums der Sonne durch den Belgier Marcel Migeotte gelang in der Forschungsstation auf 3450 Metern über Meer. Dank diesem Wissen lässt sich heute überwachen, ob Massnahmen zum Schutz der Ozonschicht oder zur Reduktion von Treibhausgasen wirken. Denn das Spektrum des Sonnenlichts verändert sich abhängig von der Zusammensetzung der Erdatmosphäre.

Forschung vom Skiclub finanziert
Beim Chemie-Nobelpreis von 1962 für die Entschlüsselung der molekularen Struktur des Blutfarbstoffs Hämoglobin führt die Spur ebenfalls aufs Jungfraujoch. Dort untersuchte der im englischen Cambridge forschende Max Perutz die Strukturen von Eis und Gletschern. Die kristallografischen Methoden, die er dabei anwandte, übertrug er später auf Biomoleküle. Als passioniertem Bergsteiger behagte Perutz der hochalpine Arbeitsort. Diese Leidenschaft machte sich auch anderweitig bezahlt: Der Ski Club of Great Britain und der Alpine Ski Club unterstützten den jungen Forscher finanziell.

Umwelt und Klima im Fokus
Nicht nur die Finanzierungsmöglichkeiten, auch die Forschungsschwerpunkte haben sich auf dem Jungfraujoch seither gewandelt. Zu Beginn standen die Meteorologie, Höhenmedizin, Astronomie und Strahlungsforschung im Fokus. Heute sind es die interdisziplinäre Umwelt- und Klimaforschung, insbesondere die physikochemische Analytik. Dabei interessieren sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor allem für den Zustand der Atmosphäre und wie sich Veränderungen auswirken. Die meisten Messdaten gelangen übers Internet direkt zu den Arbeitsplätzen im Tal. In den rund 50 laufenden Projekten werden über 100 Parameter gemessen. Nicht verändert hat sich die internationale Ausrichtung: Die Forschungsstation ist unter anderem Teil des Netzwerks Global Atmosphere Watch und agiert als Schlüsselstation in verschiedenen nationalen, europäischen und globalen Netzwerken.

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Preisverleihungen im Februar und April 2019
Im Rahmen zweier Festakte enthüllen die Europäische Physikalische Gesellschaft (EPS) und die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) die Gedenktafeln in der Forschungsstation Jungfraujoch. Am 8. Februar 2019 wird die «EPS Historic Site» eingeweiht, am 26. April 2019 das «Chemical Landmark» der SCNAT. An der Einweihung des «Chemical Landmark» wird auch Robin Perutz, Chemieprofessor an der University York und Sohn von Max Perutz, teilnehmen. An diesem Anlass sind die Medien zugelassen. Aufgrund des beschränkten Platzes auf dem Jungfraujoch können aber nur einzelne Journalistinnen und Journalisten teilnehmen. Falls Sie Interesse haben, kontaktieren Sie uns bitte über .

Begleitende Symposien
Am Vortrag beider Preisverleihungen findet an der Universität Bern zudem jeweils ein themenspezifisches Symposium statt. Die Veranstaltungen sind in Englisch. Am 7. Februar 2019 findet das Symposium zur Auszeichnung als «EPS Historic Site», am 25. April 2019 das Symposium zur Verleihung des «Chemical Landmark» statt.

Weitere Auskünfte

Forschungsstation Jungfraujoch
Markus Leuenberger, Direktor Hochalpine Forschungsstationen Jungfraujoch und Gornergrat
Telefon 041 31 631 44 70,
www.hfsjg.ch

EPS Historic Site
Gina Gunaratnam, Koordinatorin Kommunikation, Europäische Physikalische Gesellschaft
Telefon +33 389 32 93 84,
www.eps.org/page/distinction_sites

Chemical Landmark
Leo Merz, Leiter Geschäftsstelle Platform Chemistry der SCNAT
Telefon 031 306 93 30,
http://chemicallandmarks.ch

  • Max Perutz beim Mikroskopieren im Eislabor auf dem Jungfraujoch.
  • Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch und Sphinx-Station vom Ostgrat aus.
  • Das Sphinx-Observatorium mit den Forschungslaboren.
  • Max Perutz beim Mikroskopieren im Eislabor auf dem Jungfraujoch.Image: Gerald Seligman, Jungfraujoch Research Party1/3
  • Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch und Sphinx-Station vom Ostgrat aus.Image: HFSJG2/3
  • Das Sphinx-Observatorium mit den Forschungslaboren.Image: Hochalpine Forschungsstationen Jungfraujoch und Gornergrat3/3

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