Das ertrunkene Schwein, das keines war
Bei der digitalen Erfassung seiner Sammlung entdeckte das Naturmuseum Winterthur ein rätselhaftes Fossil. Ein alter Brief und ein Stück Karton brachten die Lösung.
Während den Inventarisierungsarbeiten im Rahmen von SwissCollNet fanden Mitarbeitende des Naturmuseums Winterthur zwischen grossen jurassischen Saurierplatten ein kleineres zerbröseltes Fossil, das sie nicht zuordnen konnten. Sie legten es vorerst mit einem grossen Fragezeichen auf die Seite.
In einem Ordner des ehemaligen Präparators der 1980er Jahre fanden sie später eine Aufzeichnung zu einem Objekt mit der Bezeichnung «Gaumenstück eines untergegangenen Schweines». Die alte Inventarnummer stimmte mit dem rätselhaften Fund von oben überein. Obwohl nicht klar identifizierbar, konnten die Museumsfachleute mit Sicherheit sagen, dass es kein Schwein sein konnte, denn im Jurazeitalter vor rund 200 bis 145 Millionen Jahren existierten noch keine.
Original-Etikett aufgetaucht
Überzeugt, dass es sich bei der Beschreibung wirklich um das kuriose Fossil handelt, waren sie dann, als sie einen alten Brief von Bernhard Peyer, ehemaliger Zoologie-Professor an der Universität Zürich, entdeckten. Im Schreiben ging es um die Begutachtung eines Ichthyosaurier-Unterkiefers aus dem Jahr 1953, der als stark zerstört und quasi unrettbar bezeichnet wurde. Zusammen mit dem Brief war ein Stück Karton abgelegt, auf dem in alter Schrift «Ein fragliches Gaumenstück von einem untergegangenen Schwein» geschrieben steht. Es handelt sich vermutlich um das Original-Etikett des besagten Objektes und war wohl der Ursprung seiner aussergewöhnlichen Bezeichnung.
Der Fossilfund stammte also nicht von einem Schwein, sondern von einem fischartigen Reptil.
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Swisscollnet
Das Schweizer Netzwerk Naturhistorische Sammlungen (SwissCollNet) der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz setzt sich für eine bessere Erschliessung naturhistorischer Sammlungen in der Schweiz ein. Unterstützt vom Bund schafft SwissCollNet zusammen mit Museen, Hochschulen und Botanischen Gärten die Grundlagen für die Digitalisierung und langfristige Verwaltung und Nutzung der Sammlungen.
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Sandra Scherrer
Naturmuseum Winterthur
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