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Bild: Sebastian, stock.adobe.com

Mit Anwiler Ammoniten Geschichten schreiben

Ein Digitalisierungsprojekt macht Fossilien aus dem Baselland für die Wissenschaft zugänglich. Forschende erhalten dadurch neue Einblicke in die Artenvielfalt und Ökologie längst ausgestorbener Meerestiere – und Typografinnen und Typografen Inspiration für eine neue Schrift.

Die gleiche Art? Weibchen (links) und Männchen (rechts) von Kheraiceras bullatus und anderer Ammonitenarten unterscheiden sich morphologisch und bezüglich Grösse stark voneinander.
Bild: NMBE

Schon im 19. Jahrhundert war bekannt, dass man auf frisch gepflügten Äckern in Anwil (BL) versteinerte Meerestiere aus der Urzeit finden kann. Noch heute stösst man mit ein wenig Glück auf die roten Fossilien, die zur Zeit des Mitteljuras entstanden sind. Die rund 165 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten, aus denen die Funde stammen, sind nirgends an der Oberfläche aufgeschlossen und können von Paläontologinnen und Paläontologen nur auf Baustellen oder mit Grabungen untersucht werden. 2014 führten die Naturhistorischen Museen von Bern (NMBE) und Basel (NMB) zusammen mit Archäologie und Museum Baselland deshalb eine wissenschaftliche Grabung durch. Ans Tageslicht kam eine vielfältige und gut erhaltene Fauna.

Grosse Vielfalt an Ammoniten

Seither wurden die Funde präpariert und archiviert. Im Rahmen der Initiative Schweizer Netzwerk Naturhistorische Sammlungen (SwissCollNet) haben die Museen die Fossiliensammlung nun nach modernen Standards katalogisiert und digitalisiert. Damit stellen sie sicher, dass dieses Kulturgut für die Forschung zugänglich wird und für kommende Generationen erhalten bleibt. Von besonderem wissenschaftlichem Interesse ist die grosse Vielfalt an Ammoniten. Mithilfe dieser ausgestorbenen Kopffüsser können Forschende beispielsweise Gesteinsschichten datieren. Das Vorkommen verschiedener Arten in den einzelnen Schichten ermöglicht zudem Rückschlüsse auf Migration und Entwicklung.

Die Anwiler Ammoniten geben auch neue Einblicke in den Geschlechtsdimorphismus dieser Kopffüsser. So konnten die Fachleute bei der Bearbeitung der Sammlungen bestätigen, dass sich Weibchen und Männchen gewisser Arten bezüglich Morphologie und Grösse deutlich voneinander unterscheiden.

Wissenschaftskommunikation mit Fossilien

Die fossile Fauna von Anwil hat aber nicht nur der Wissenschaft neue Erkenntnisse gebracht, sondern auch die Typografie inspiriert. So hat das Swiss Graphic Design Lab «Emphase» zusammen mit dem NMBE basierend auf den Fossilien ein Schriftenset entwickelt: die paläontologische Diglû. Die im Schriftensatz verfügbaren Piktogramme sollen einem breiten Publikum den niederschwelligen Zugang zu wissenschaftlichen Inhalten ermöglichen.


SwissCollNet
Das Schweizer Netzwerk Naturhistorische Sammlungen (SwissCollNet) setzt sich für eine bessere Erschliessung der naturhistorischen Sammlungen in der Schweiz ein. Unterstützt vom Bund schafft es zusammen mit Museen, Hochschulen und Botanischen Gärten die Grundlagen für die Digitalisierung und langfristige Verwaltung und Nutzung der Sammlungen.

  • Männchen der Ammonitenart Macrocephalites jacquoti.
  • Die Seeigelart Holectypus depressus auf einer Fossilplatte mit Muschel, Kalkröhrenwurm, Schnecke und Ammonit.
  • Weibchen der Ammonitenart Kepplerites (Gowericeras) altispinosus.
  • Schnecke der Gattung Obornella auf einer Fossilplatte mit Muscheln.
  • Zahn eines kleinen Haifisches (Länge des Zahns: 0,8 Millimeter).
  • Eine kurze Zusammenfassung der Projektresultate, ergänzt mit Diglû-Piktogrammen vom Swiss Graphic Design Lab «Emphase».
  • Männchen der Ammonitenart Macrocephalites jacquoti.Bild: NMBE1/6
  • Die Seeigelart Holectypus depressus auf einer Fossilplatte mit Muschel, Kalkröhrenwurm, Schnecke und Ammonit.Bild: NMBE2/6
  • Weibchen der Ammonitenart Kepplerites (Gowericeras) altispinosus.Bild: NMBE3/6
  • Schnecke der Gattung Obornella auf einer Fossilplatte mit Muscheln.Bild: -nmbe4/6
  • Zahn eines kleinen Haifisches (Länge des Zahns: 0,8 Millimeter).Bild: NMBE5/6
  • Eine kurze Zusammenfassung der Projektresultate, ergänzt mit Diglû-Piktogrammen vom Swiss Graphic Design Lab «Emphase».Bild: NMBE6/6

Kategorien

  • Paläontologie (biol.)