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Akademien fordern eine strengere Klimapolitik nach 2020

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz begrüssen die Stossrichtung der vom Bundesrat vorgeschlagenen Klimapolitik nach 2020. Sie genügt aber nicht, um die langfristigen Reduktionsziele gemäss den internationalen Abkommen zu erreichen. Deshalb fordern die Akademien, dass die Massnahmen konsequenter auf die Erreichung dieser Ziele ausgerichtet werden. So stehen die Akademien dem Beitritt zum europäischen Emissionshandelssystem kritisch gegenüber: Die Menge der von der EU ausgegebenen Zertifikate sei viel zu hoch und entspreche nicht den angestrebten Zielen. Sie empfehlen zudem, das Reduktionsziel im Inland von 30 auf 40% zu erhöhen, damit das langfristige Ziel von Null Emissionen nicht spä-ter enormen Aufwand erfordert.

Das Klima unserer Enkelkinder ist in unseren Händen. Wie würde sich das Klima entwickeln, wenn die Weltbevölkerung ab sofort jedes Jahr weniger Treibhausgase ausstossen würde und im Jahr 2100 kein CO2 mehr in die Atmosphäre gelangen würde? Eine solche Entscheidung würde das Klima unserer Enkelkinder deutlich beeinflussen. Das Klima reagiert träge auf Veränderungen. Die Erwärmung würde in den nächsten Jahrzehnten zwar weiter andauern, sich aber verlangsamen und im globalen Mittel nicht mehr als 2 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit betragen (bisher: global rund + 1°C seit 1850; in der Schweiz +1.8°C). Die Gletscher würden trotzdem noch mindestens die Hälfte ihrer heutigen Masse verlieren. Das Klima würde aber weniger extrem und unsere Gesellschaft weniger stark von Extremereignissen heimgesucht. Auch unsere Ernährungsversorgung durch die Landwirtschaft und unsere Gesundheit wären weniger beeinträchtigt.
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Die Stossrichtung der vom Bundesrat vorgeschlagenen Klimapolitik nach 2020 geht im Grundsatz in die richtige Richtung, schreiben die Akademien der Wissenschaften Schweiz in ihrer Stellungnahme. Sie unterstützen einhellig den Beitritt zum Übereinkommen von Paris. Die Forschenden sehen aber noch ein grosses Verbesserungspotenzial in verschiedenen Bereichen, so auch in der Wahl der relevanten Zeithorizonte. In ihrer Stellungnahme zur Vorlage des Bundesrats schreiben die Forschenden, dass die Instrumente so ausgestaltet sein sollten, dass die gesetzten Reduktionsziele mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht werden können. Folgt man dem Vorschlag des Bundesrates, so werden diese Ziele kaum zu erreichen sein. Die Expertinnen und Experten weisen darauf hin, dass beispielsweise eine CO2-Abgabe so lange erhöht werden müsste, bis die Emissionsziele erreicht seien, und dass auch der Verkehr der CO2-Abgabe unterstellt werden müsste. Alternativ könnte in einem umfassenden Emissionshandelssystem die ausgegebene Zertifikatmenge ausschliesslich auf das Reduktionsziel ausgerichtet werden, heisst es in der Stellungnahme.

30 Prozent Inlandreduktion als absolutes Minimum
Weiter sehen die Akademien eine Inlandreduktion der Emissionen bis 2030 von 30 Prozent als das absolute Minimum. Diese Reduktionen sollten unbedingt verbindlich sein und Massnahmen vorgesehen werden, welche die Erreichung der Ziele garantieren können. Eine Reduktion von mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 im Inland wird dringend empfohlen. Je später auf eine CO2-arme Wirtschaftsweise umgestellt wird, desto stärker müssen die CO2-Emissionen zu einem späteren Zeitpunkt reduziert werden, damit das 2-Grad-Klimaziel erreicht werden kann. Rasches Handeln ist wegen der langen Investitionszyklen insbesondere im Gebäudebereich wichtig: Bei Neubauten müsste CO2-freies Heizen Standard sein und Massnahmen zugunsten der Sanierung von Gebäuden dürfen nicht ersatzlos abgebaut werden.

Kritische Haltung gegenüber europäischem Emissionshandelssystem
Dem Beitritt zum europäischen Emissionshandelssystem stehen die Akademien kritisch gegenüber. Er ist nur dann sinnvoll, wenn das europäische System die ausgegebenen Zertifikatmengen so stark reduziert, dass diese den Emissionsreduktionszielen entsprechen. Im heutigen Zustand ist die ausgegebene Menge viel zu gross und der Zertifikatspreis viel zu tief. In dieser Form ist das Instrument wirkungslos.

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Dr. Urs Neu
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