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Klimadienstleistungen bieten praxisnahe Lösungen für eine sich verändernde Welt

Aufgrund der weltweit zunehmenden Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels werden praxisorientierte Klimainformationen immer wichtiger. Eine neue internationale Artikelserie unter Federführung der MeteoSchweiz zeigt, wie sogenannte Klimadienstleistungen für Entscheidungstragende erarbeitet und für Anpassungsstrategien genutzt werden.

Inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit als wichtiger Eckpfeiler bei der Erarbeitung von Klimadienstleistungen. (www.nccs.ch)
Bild: MeteoSchweiz

Der Klimawandel stellt die menschliche Gesellschaft vor grosse Herausforderungen. Nicht nur die langfristige Erwärmung, sondern auch die zunehmende Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse wie Dürren, Hitzewellen oder Überschwemmungen erfordern Anpassungsmassnahmen, also Massnahmen zur Vorbereitung und Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen. Für die Planung solcher Massnahmen sind zuverlässige, einfach verständliche und leicht zugängliche Informationen zum vergangenen, heutigen und zukünftigen Klima unerlässlich.

In der Schweiz erarbeitet das Netzwerk des Bundes für Klimadienstleistungen (National Centre for Climate Services NCCS) mit Sitz der Geschäftsstelle an der MeteoSchweiz solche anwendungsorientierten Dienstleistungen. Damit stellt es der Bevölkerung und Entscheidungsträgern Grundlagen zur Verfügung, um die Risiken des Klimawandels zu mindern und mögliche Chancen zu nutzen. Dies wird besonders für Sektoren wie Landwirtschaft, Gesundheit und Infrastrukturplanung immer wichtiger.

Neueste Trends bei den Klimadienstleistungen

Eine neue Artikelserie im Journal Frontiers in Climate umfasst zwölf wissenschaftliche Beiträge, die die erfolgreiche Entwicklung und Nutzung praxisnaher Klimadienstleistungen weltweit beleuchten. Besonders im Fokus stehen angewandte Konzepte aus Europa, Afrika und Übersee. Unter der Leitung von MeteoSchweiz entstand die Serie in Zusammenarbeit mit den Wetterdiensten aus England, Norwegen und den Niederlanden sowie der University of Arizona. Nachfolgend werden drei wichtige Erkenntnisse aus den Studien beleuchtet.

1. Ko-Produktion: Klimadienstleistungen gemeinsam entwickeln

Ko-Produktion ist ein zentrales Konzept in der Entwicklung von Klimadienstleistungen. Wissenschaftlerinnen, politische Entscheidungsträger und Nutzende arbeiten von Beginn weg eng zusammen, um sicherzustellen, dass die Informationen auf die spezifischen Bedürfnisse abgestimmt sind. Für die pazifischen Inselstaaten beispielsweise wurde in einer Studie die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften hervorgehoben, um auf die regionale Klimaentwicklung einzugehen und massgeschneiderte Klimainformationen bereitzustellen. Dies ermöglichte es unter anderem, auch kulturelle und soziale Aspekte zu berücksichtigen, was die adaptive Kapazität stärkt. Eine weitere Studie zeigt, wie in Papua-Neuguinea auf die Bedürfnisse von Kleinbauern zugeschnittene Wettervorhersagen halfen, klimabedingte Ernteverluste zu minimieren. Die Beispiele verdeutlichen, dass Klimadienstleistungen erst durch die enge Zusammenarbeit praxisrelevant werden.

2. Nutzungsrelevanz: Grundlage für klimakompatible Entscheidungen

Klimadienstleistungen bieten nicht nur Daten, sondern auch Handlungsempfehlungen. Sie unterstützen Entscheidungsträger dabei, klimakompatible Entscheidungen zu treffen. In der Landwirtschaft können zum Beispiel Klimaprognosen verwendet werden, um Pflanzenkalender anzupassen und Trockenheit besser zu bewältigen. Ein Beispiel aus Deutschland zeigt, wie auf regionaler Ebene Vorhersagen des Klimas für die Wasserbewirtschaftung genutzt werden, um Überschwemmungen besser vorherzusagen und Wassermanagement-Pläne zu optimieren. Durch die Anwendung von Klimamodellen und statistischen Methoden können in Flusseinzugsgebieten so massgeschneiderte Schutzmassnahmen entwickelt werden.

3. Informationsvermittlung: Wissenschaft verständlich machen

Damit Klimadienstleistungen in der Praxis wirksam sind, ist die klare und verständliche Vermittlung der Informationen entscheidend. Komplexe Klimadaten und Informationen müssen so aufbereitet werden, dass sie für die Zielgruppen verständlich sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Einsatz von interaktiven Karten und Tools in Kenia, die Landwirtinnen und Landwirten beim Abrufen von spezifischen und lokalen Klimainformationen helfen. Ein anderes Beispiel sind leicht verständliche Faktenblätter in aufbereiteter Form für alle Provinzen Norwegens, welche die lokalen klimatischen Gegebenheiten unterstreichen. Solche nutzerfreundlichen Formate fördern die breitere Anwendung von Klimadienstleistungen und die Umsetzung von Massnahmen im Umgang mit dem Klimawandel.

Mit Zusammenarbeit zum Ziel

Klimadienstleistungen sind ein unverzichtbares Werkzeug, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Sie bieten Entscheidungsträgern in verschiedenen Sektoren die Möglichkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen, die sowohl auf kurzfristige als auch langfristige klimatische Entwicklungen abgestimmt sind. Entscheidend ist dabei die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. Sie stellt sicher, dass die Informationen praxisnah und handlungsorientiert sind. Mit dem derzeit laufenden Programm NCCS-Impacts mit über 20 beteiligten Partnern arbeitet auch die Schweiz genau in diese Richtung. Bis Ende 2026 werden praxisnahe Klimadienstleistungen sektorübergreifend erarbeitet.

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