Abschätzung von Extremhochwasserereignissen
Eveline Zbinden (Geographisches Institut der Universität Bern) Daniel Viviroli (Geographisches Institut der Universität Zürich)
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Der dritte Beitrag unserer virtuellen Vortragsreihe widmet sich dem Thema «Extremhochwasserereignisse». Eveline Zbinden (GIUB) legt dar, welche Informationen aus historischen Hochwässern für den heutigen Hochwasserschutz dienlich sein können. Daniel Viviroli (GIUZ) stellt ausgewählte Methoden und Ergebnisse der Hochwasserabschätzungen aus dem Projekt «EXAR - Grundlagen Extremhochwasser Aare-Rhein» vor.
Inhalt
Hochwasser im 14. Jahrhundert
Eveline Zbinden (GIUB)
In der Vergangenheit aufgetretene Hochwasser liefern uns Informationen, wie sich einzelne Gewässer oder das Zusammenwirken mehrerer Gewässer bei grossem Abfluss verhalten haben. Voraussetzung für Erkenntnisse – insbesondere für den heutigen Hochwasserschutz - bilden für uns fassbare Informationen, sorgfältige Analysen und plausible Schlussfolgerungen. Dies betrifft Hochwasser von gestern genauso wie historisch fassbare Hochwasser im Mittelalter.
Im 14. Jahrhundert ereigneten sich einige Hochwasser, die in historischen Schriften als aussergewöhnlich beschrieben wurden. Das weitaus herausragendste Ereignis bildet das Maria-Magdalenen-Hochwasser vom 22. Juli 1342 in Mitteleuropa mit riesigen Abflussmengen und daraus resultierenden extremen Schäden.
Lassen sich jahrhundertealte Hochwasserinformationen greifen, die dem heutigen Hochwasserschutz dienen können? Eine breit abgestützte Spurensuche in Schriftquellen geht diesen Herausforderungen nach.
Extremhochwasser an der Aare und neue Hochwasserabschätzungen für die Schweiz
Daniel Viviroli (GIUZ)
Im Rahmen des Projektes «EXAR – Grundlagen Extremhochwasser Aare-Rhein» wurden neue, einheitliche Grundlagen für die Beurteilung der Hochwassergefährdung an besonders relevanten Standorten entlang der Aare geschaffen. Als Basis dienten dabei Hochwasserabschätzungen, welche aus einer hydrometeorologischen Modellkette mit Wettergenerator, hydrologischem Modell und hydrologischem Routing abgeleitet wurden. Da insbesondere sehr seltene Hochwasser im Fokus standen, wurden umfangreiche Simulationen über mehrere 100'000 Jahre durchgeführt. Trotz der immer noch beträchtlichen Unsicherheiten hat der Ansatz wesentliche Vorteile: Er berücksichtigt wichtige Prozesse der Hochwasserentstehung (etwa Bodenfeuchte, Schnee sowie Retention in Seen und Talebenen) explizit und lotet eine grosse Bandbreite an möglichen Ereignisverläufen aus. Die Resultate sind auch für häufigere Hochwasser interessant, wie sie in der breiteren Praxis benötigt werden.
Im Vortrag wird auf ausgewählte Methoden und Ergebnisse der EXAR-Hochwasserabschätzungen eingegangen. Zudem erfolgt ein Ausblick auf gegenwärtig laufende Arbeiten, welche die in EXAR entwickelten Ansätze zur Hochwasserabschätzung für die gesamte Schweiz nutzbar machen werden.
Programm
16.30 - 16.35 - Begrüssung
16.35 - 17.05 - Referat «Hochwasser im 14. Jahrhundert»
17.05 - 17.35 - Referat «Extremhochwasser an der Aare und neue Hochwasserabschätzung für die Schweiz»
17.35 - 17.45 - Diskussion
Virtuelle Vortragsreihe SGHL 2022
- The Arctic Century Expedition
- Internationale Gewässer im Spannungsfeld von Politik und Ökologie
- Die Seeforelle in der Hasliaare / Die Bedeutung der Geschiebezufuhr für morphodynamische Prozesse - Erkenntnisse aus einer Masterarbeit und einer Dissertation
- Festlegung der Gewässerräume - Grundlagen, Planung, Umsetzung
- Abschätzung von Extremhochwasserereignissen
- IPCC AR6 «Klimawandel 2021» - Ein Überblick
- Vom Wasserdargebot zum Hochwasserrisiko