Festlegung der Gewässerräume - Grundlagen, Planung, Umsetzung
Lisa Heidler und Anita Bianchi (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Kanton Zürich) Esther Leitgeb (Aqua Viva)
Zeit
Der vierte Beitrag unserer virtuellen Vortragsreihe behandelt das Thema «Festlegung der Gewässerräume». Lisa Heidler und Anita Bianchi (AWEL) präsentieren das einfache Verfahren zur Festlegung des Gewässerraums im Siedlungsgebiet im Kanton Zürich und berichten über den aktuellen Stand der Arbeiten. Esther Leitgeb (Aqua Viva) zeigt den ökologischen Mehrwert von Gewässerraumausscheidungen auf.
Inhalt
Festlegung des Gewässerraums im Siedlungsgebiet - Das vereinfachte Verfahren im Kanton Zürich
Lisa Heidler, Anita Bianchi (AWEL)
Mit Änderungen des Gewässerschutzgesetzes (GSchG) und der Gewässerschutzverordnung (GSchV) im Jahr 2011 wurde den Kantonen die Vollzugsaufgabe zugewiesen, den Gewässerraum auszuscheiden. Der Gewässerraum schützt die Uferbereiche und stellt sicher, dass unsere Gewässer nicht stärker zugebaut werden. Er gewährleistet die natürlichen Funktionen der Gewässer, den Hochwasserschutz und die Nutzung als Naherholungsgebiet.
Bei der flächendeckenden Gewässerraumfestlegung handelt es sich um eine übergeordnete planerische, langfristige Raumsicherung. Im Kanton Zürich erfolgt die Ausscheidung zunächst im Siedlungsgebiet, gestaffelt nach Prioritäten. Dabei erarbeiten die Gemeinden den Gewässerraum an den Gewässern von lokaler Bedeutung (rund 430 km) und der Kanton an den Gewässern von regionaler und kantonaler Bedeutung (rund 120 km). Die Festlegung des Gewässerraums erfolgt in jedem Fall mit Verfügung der Baudirektion und ist verbindlich für Gemeinden und Grundeigentümer (öffentlich-rechtliche Eigentumsbeschränkung).
Dieser Vortrag behandelt die Festlegung des Gewässerraums im Siedlungsgebiet im sogenannten «vereinfachten» Verfahren und zeigt den aktuellen Stand der Arbeiten im Kanton Zürich auf. Der Vortrag gibt Einblicke in die wichtigsten Grundlagen und Gesetzgebungen zum Gewässerraum und zeigt das methodische Vorgehen sowie die Hilfsmittel auf, welche den Gemeinden und Planern zur Verfügung stehen. Die Ziele des Gewässerraums sowie die Bedeutung und Konsequenzen für die Grundeigentümer werden vorgestellt. Es werden die Chancen und die Risiken dieses Verfahrens sowie Schwierigkeiten und Erfahrungen im Kanton Zürich erläutert.
Gewässer brauchen Platz
Esther Leitgeb (Aqua Viva)
Flüsse sind die Lebensadern der Natur. Intakte Gewässernetze sind das A und O für ein funktionierendes Ökosystem und Dienstleistungen, von denen wir als Gesellschaft direkt oder indirekt profitieren. Dazu gehören unter anderem der natürliche Hochwasserschutz, der Nährstoffrückhalt und auch die Bedeutung als Naherholungsgebiet. Um diese Funktionen zu erhalten müssen wir als Gesellschaft den Flüssen und Bächen genügend Raum zur Verfügung stellen.
Durch die wachsende Bevölkerung, Urbanisierung und Intensivierung der Landwirtschaft ist ein Kampf um die endliche Ressource Boden entstanden. Dabei sind nicht nur die Fliessgewässer, sondern auch deren unmittelbares Umfeld stark unter Druck geraten. 22 Prozent der Schweizer Fliessgewässer sind heute künstlich begradigt oder stark verbaut – im Mittelland sogar 50 Prozent.
2011 trat das revidierte Gewässerschutzgesetz in Kraft. Unter anderem ist darin vorgesehen, an Gewässern beidseitig einen Korridor festzulegen – der Gewässerraum. Dieser Gewässerraum darf weder bebaut noch intensiv bewirtschaftet werden. Auch die Wissenschaft ist sich einig: Ausreichende Gewässerräume bieten Mensch und Natur eine ganze Reihe von Vorteilen. Aus Sicht von Aqua Viva sind die im Gewässerschutzgesetz festgelegten Dimensionen des Gewässerraums knapp. Diese Räume erlauben es einem Gewässer kaum die ganze Vielfalt der natürlichen Funktionen wahrzunehmen und Ökosystemleistungen intakter Gewässer zu erfüllen – Zudem kommt eine schleppende Umsetzung, einseitige Interessensabwägungen, Nutzungskonflikte und eine lückenhafte Berechnung.
Ein Vortrag über den ökologischen Mehrwert und die Rolle von Aqua Viva bei Gewässerraumausscheidungen.
Programm
16.30 - 16.35 - Begrüssung
16.35 - 17.05 - Referat «Festlegung des Gewässerraums im Siedlungsgebiet»
17.05 - 17.25 - Referat «Gewässer brauchen Platz»
17.25 - 17.35 - Diskussion
Virtuelle Vortragsreihe SGHL 2022
- The Arctic Century Expedition
- Internationale Gewässer im Spannungsfeld von Politik und Ökologie
- Die Seeforelle in der Hasliaare / Die Bedeutung der Geschiebezufuhr für morphodynamische Prozesse - Erkenntnisse aus einer Masterarbeit und einer Dissertation
- Festlegung der Gewässerräume - Grundlagen, Planung, Umsetzung
- Abschätzung von Extremhochwasserereignissen
- IPCC AR6 «Klimawandel 2021» - Ein Überblick
- Vom Wasserdargebot zum Hochwasserrisiko