Die SCNAT und ihr Netzwerk setzen sich für eine nachhaltige Gesellschaft und Wissenschaft ein. Sie unterstützen Politik, Verwaltung und Wirtschaft mit Fachwissen und pflegen den Dialog mit der Öffentlichkeit. Sie stärken den Austausch über die wissenschaftlichen Disziplinen hinweg und fördern den akademischen Nachwuchs.

Bild: Sebastian, stock.adobe.com

Sind Biotreibstoffe der 2. Generation eine Zukunftsperspektive für die Schweiz?

50. Parlamentariertreffen der Gruppe "Klimaänderung"

Veranstaltungsort

Bern

Garantieren Bio- oder Agrotreibstoffe eine nachhaltige und umweltschonende Mobilität? Immer deutlicher zeigt sich: Die positiven Effekte der «ersten Generation» Biotreibstoffe sind geringer als erhofft. Doch wie sieht es aus, wenn nicht nur die Früchte, sondern die ganze Pflanze, zum Beispiel Holz, Stroh oder Pflanzenabfälle, verwertet werden? Erfüllt die «zweite Generation» von Biotreibstoffen die Hoffnungen? Eine neue Studie des Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS [1] untersucht das Potenzial von Biotreibstoffen der zweiten Generation für die Schweiz. Berücksichtigt werden umweltpolitische Aspekte wie Treibhausgasemissionen oder Biodiversität und sozio-ökonomische Aspekte wie Kosten und Akzeptanz. Das Parlamentariertreffen fasst die Erkenntnisse kurz zusammen. Der Bericht erscheint im Juni.

Teaser: Sind Biotreibstoffe der 2. Generation eine Zukunftsperspektive für die Schweiz?
Bild: Bioenergieproduktionsmethod aus Biomasse

Susanne Brenner, erläuterte kurz den Auftrag des Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS, einem Schwerpunkt der Akademien Schweiz.

Jürgen Reinhard, Ökobilanz-Experte an der EMPA zeigte auf, dass die Nachhaltigkeit von Biotreibstoffen der 2. Generation hauptsächlich von der Wahl der Biomasse abhängt. Werden Abfallmaterialien wie Gülle, Bioabfall oder Restholz verwendet, wirkt sich dies günstig auf Nachhaltigkeit und Treibhausgasbilanz der ganzen Produktionskette aus. Werden Energiepflanzen wie schnellwachsende Gehölze oder Chinaschilf angebaut, dann werden grosse Landflächen benötigt. Dadurch können sowohl die Funktionen der Ökosysteme als auch die Biodiversität gefährdet werden. Es sind also Massnahmen zu treffen, damit der Nahrungsmittelanbau nicht verdrängt wird. Obwohl Algen ohne Nahrungsmittelkonkurrenz und mit hohen Flächenerträgen gezüchtet werden können, überwiegen heute noch die Nachteile wie hohe Produktionskosten und der grosse Energieaufwand für Aquakultur und Ernte.

Rainer Zah, Leiter dieser Studie und Leiter Ökobilanzierung an der EMPA fasste den Einfluss der Biotreibstoffe für die Schweizer Mobilität zusammen. Die Studie kommt zum Schluss, dass Biotreibstoffe der 2. Generation eine nachhaltigere Mobilität als Biotreibstoffe der ersten Generation darstellen. Sie sind auch nachhaltiger als fossile Treibstoffe. Da sowohl Anbaufläche als auch Abfallmaterialien nur begrenzt verfügbar sind, werden Biotreibstoffe nicht mehr als 8 Prozent des Treibstoffbedarfs des Schweizer Individualverkehrs abdecken können, wenn wir von konstanter Gesamtmobilität und Flotteneffizienz ausgehen. Wird die Flotteneffizienz aber analog zu den EU Zielen auf 4 l pro 100 km reduziert, dann könnte der Anteil auf maximal 15% des Treibstoffbedarfs steigen. Trotzdem werden Biotreibstoffe der 2. Generation in Zukunft eine wichtige Rolle für unsere Mobilität spielen indem sie urbane elektrische Mobilität im Langstreckentransport oder im Luftverkehr ergänzen.

Kategorien

Sprachen: Deutsch